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Wenn die freiwillige Feuerwehr brennt: Burnout im Ehrenamt!

von Bernd Andreas Czarnitzki

Rund 16 Millionen Menschen in Deutschland waren nach einer Erhebung von Statista in 2021 ehrenamtlich tätig.

Ehrenamtliche sind Menschen, die freiwillig und ohne Bezahlung bei einer Organisation, Initiative, Verein oder ähnlichem arbeiten und das oft neben dem eigentlichen Beruf.
Ehrenamt wird oft mit Spaß und Sinnhaftigkeit in Verbindung gebracht, doch selten mit dem Thema Burnout. Doch auch Helfer*innen brennen aus, vielleicht sogar gerade weil sie sich für ihre Herzensthemen im Ehrenamt engagieren.

In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick auf die folgenden Fragen:

Was sind Auslöser für einen Burnout?
Wie kann es zu einem Burnout im Ehrenamt kommen?
Warum fällt uns NEIN sagen so schwer?
Wie kann man lernen NEIN zu sagen?
Warum ist Achtsamkeit mit Dir selbst gerade im Ehrenamt so wichtig?

Was sind Auslöser für einen Burnout?

Der Begriff Burnout ist auf den deutsch-amerikanischen Psychologen Herbert Freudenberger zurückzuführen, der diesen Begriff für Symptome einer Überforderung prägte, als er in seiner Arbeit an einer Klinik das Personal analysierte.

Er hat dabei auch den „Zyklus der Burnout-Entwicklung“ entwickelt.

Dieser beschreibt die typischen 12 Phasen, die Menschen im Burnout durchlaufen.
Mehr zu den 12 Phasen findest Du in unserem Glossarbeitrag „Burnout“. https://www.erfahrungsexpert-innen.de/resilienz-abc/burnout/

Mehrere Faktoren erscheinen zum Auftreten eines Burnout im Ehrenamt betrachtenswert – gerade weil es sich oft uns wichtige Themen geht:

  • Sich für unersetzlich halten
  • Nicht NEIN sagen können
  • Hohes Verantwortungsgefühl
  • Hilflosigkeit zum Beispiel angesichts des Berges an Aufgaben
  • Mangelnde Wertschätzung z.B. durch fehlende Sichtbarkeit der Arbeit
  • Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit anderen Ehrenamtlichen
  • Fehlende Kommunikation und Struktur

Wie kann es zu einem Burnout im Ehrenamt kommen?

Viele Menschen engagieren sich in Vereinen oder sozialen Einrichtungen und Institutionen wie Rotes Kreuz, der lokalen Kleiderkammer oder bei der freiwilligen Feuerwehr. Oft wählen wir unser Herzensthema für ein Ehrenamt aus!

Ehrenamt ist etwas Gutes und hat einen positiven Effekt auf die Gesellschaft und die helfende Person.

Hier fühlen sich die Ehrenamtlichen nützlich und gebraucht, während sie vielleicht im Beruf nur arbeiten, um das nötige Geld zum Leben zu verdienen. Im Ehrenamt holen sich viele Menschen Bestätigung und Anerkennung.

Oft fällt es Ehrenamtlichen besonders schwer auch mal „Nein“ zu sagen – besonders weil sie sehen welchen positiven Effekt die Arbeit hat. Sie nehmen immer mehr Aufgaben an, und kommen trotz aller Wertschätzung und Anerkennung für ihre Arbeit in einen Burnout.

Für mich war 2008/2009 solch ein Punkt gekommen, an dem ich lernen musste auch mal Nein zu sagen. Mit mehreren ehrenamtlichen Tätigkeiten hatte ich mir neben meiner herausfordernden Arbeit als EDV-Administrator einfach zu viel aufgeladen. Ein ungesunder Lebensstil hat dazu beigetragen einen Burnout zu entwickeln. In meinem Fall waren da verschiedene Faktoren, die zu einem ungesunden Lebensstil beigetragen haben: wenig Bewegung, wenig bis keine Pausen, fettes und zuckerreiches Essen, die eigenen Bedürfnisse ignorieren, fehlende Entspannungsphasen nach der Arbeit, nicht Nein sagen können.

Neben den genannten Faktoren die das Auftreten eines Burnouts unterstützen, ist es hilfreich wenn wir uns die erste Phase des Burnouts nach Herbert Freudenberger angucken, um zu verstehen, wie es auch in ehrenamtlicher Mitarbeit zu einem Burnout kommen kann.

Die erste Phase des Burnouts zeichnet sich durch den „Zwang sich zu beweisen“ aus. In unserem Ehrenamt wollen wir möglichst viel erreichen – es geht ja um den guten Zweck und darum anderen zu helfen.

Auch bei Menschen, die den Glaubenssatz “Ich bin nicht gut genug” in sich tragen, entsteht der Zwang sich zu beweisen. Oft beruht dieser Glaubenssatz auf Erfahrungen in unserer Kindheit. Wer erlebt hat, nicht gut genug zu sein, nichts richtig zu machen und dabei auch für schlechte Leistung erniedrigt wurde, der verspürt auch im Ehrenamt den Drang sich und Anderen etwas beweisen zu müssen. Das bedeutet, dass sich diese Menschen sehr stark engagieren und einbringen – manchmal eben bis zur Erschöpfung.

Mir hatte meine Mutter immer wieder gesagt, “wenn Du so weiter machst, wirst Du Straßenfeger”. Zudem verglich sie mich immer wieder mit ihrem Ex-Mann, der sie allein gelassen hatte. Dies immer wieder zu hören, erzeugte in mir das Gefühl nichts wert zu sein. Ich musste immer erst etwas leisten, bevor meine Mutter mich lieben konnte.

Ein Zitat, das der Autor Bernd vor langer Zeit gefunden hat, beschreibt das Wesen des Burnouts auch in Bezug auf das ehrenamtliche Engagement besonders gut:

Der Burnout holt sich nicht die Faulen, Unzuverlässigen, Gleichgültigen, die „Warmduscher“ und kalt kalkulierenden „Geldvernichter“. Nein, es holt sich diejenigen, die hochbegabt und hoch engagiert ihrer Tätigkeit nachgehen. Es holt sich die Intelligentesten. Es holt sich diejenigen, die den meisten Spaß an ihrer Arbeit haben. Es holt sich die, die mit großer Freude Anderen helfen. Es holt sich die, die Ideen haben, sie mutig umsetzen und kreativ sind.

Die Ehrenamtlichen sind diejenigen, die Anderen mit großer Freude helfen. Und gerade für diese Menschen ist das „Nein-Sagen“ eine der schwierigsten Sachen überhaupt.

Warum fällt NEIN sagen so schwer?

Um die Antwort zu finden, lasst uns die Frage doch andersrum betrachten: Warum sagen wir JA, und warum sagen wir auch manchmal JA zu Dingen, die nicht gut für uns sind?

Wir sagen ja, weil

  • wir Angst haben, abgelehnt und nicht mehr gemocht zu werden.
  • wir Angst vor negativen Konsequenzen haben.
  • wir nicht als herzlos oder egoistisch gelten wollen.
  • uns das Bedürfnis treibt, gebraucht zu werden.
  • wir Angst haben, etwas zu versäumen (- vielleicht kennt ihr es auch als “FOMO – fear of missing out”).

Wenn wir uns diese Beweggründe für die vielen JA’s des Tages bewusst machen, dann schaffen wir es vielleicht auch öfter mal NEIN zu sagen.

Wie kann man lernen NEIN zu sagen?

Wenn Du Dir die Gründe für Dein JA bewusst gemacht hast, dann kannst Du mit einfachen Mitteln auch NEIN sagen lernen – auch dann wenn Dein Gegenüber sich eigentlich ein JA erhofft.

Dazu nutzt Du die folgenden Tipps:

  • Formulieren Deine Antwort mit Verständnis für die Situation des Anderen.
  • Bedanke Dich für das Vertrauen.
  • Begründe Dein NEIN zu der Anfrage.
  • Mache eventuell ein Gegenangebot.

Wenn Du Dich und auch Dein Gegenüber ernst nimmst, hast Du schon die besten Karten, auch NEIN sagen zu können.

Dazu gehört allerdings auch sich das „NEIN sagen“ zu erlauben – es ist Dein gutes Recht!


Warte nicht darauf, dass andere Menschen Dir dazu die Erlaubnis erteilen, sorge für Dich selbst.

Für mich war es ein langer und steiniger Weg das Nein sagen zu lernen. Noch heute verfalle ich in alte Muster und sage viel zu schnell, dass ich etwas mache. Ich bin jedoch auf einem guten Weg und lerne immer mehr, Aufgaben nicht zu übernehmen und auch mal Anderen das Feld zu überlassen. Geholfen hat mir dabei auch ein Workshop einer befreundeten Psychotherapeutin.


Sehr eindrücklich war für mich eine Übung in oben genanntem Workshop, in der zwei Menschen aufeinander zugehen. Gleichzeitig sollten sie in sich spüren, wann das Gegenüber zu nah kommt und dann laut “Stopp!” sagen.


Es gibt für jeden Menschen eine Wohlfühlzone. Diese Wohlfühlzone sind ca. 1-1,5 Meter um uns herum, in der wir andere Menschen nur kurzzeitig dulden. Wer hier länger verweilt sorgt schnell dafür, dass wir uns unwohl fühlen.

Warum ist Achtsamkeit mit Dir selbst gerade im Ehrenamt so wichtig?

Wer ehrenamtlich arbeitet engagiert sich für den guten Zweck und hat oftmals das Prinzip „Nächstenliebe“ im Sinn.

Dabei fällt manchem ein, was in der Bibel steht: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

Das heißt doch, dass wir nicht nur auf die Anderen (Nächsten) achten sollen, sondern auch auf uns selbst. Hier geht es um Selbstfürsorge!

Nur wer gelernt hat, auch auf sich zu achten, auf das, was er selbst braucht, wo er selbst Hilfe benötigt, der kann auch verlässlich auf Andere achten und ihnen helfen.

Burnout und Ehrenamt haben nur bedingt einen kausalen Zusammenhang, viel wichtiger ist die Achtsamkeit mit sich selbst: Wenn Du darauf achtest nicht zu viele Ehrenämter auszufüllen, sorge für Ausgleich und lerne auch das NEIN sagen.
Auch wenn es sich im ersten Moment unangenehm anfühlen – für Dich und für Dein Gegenüber – es ist hilfreich!

Dann hast Du gute Chancen bei Deinem Ehrenamt nicht zu erschöpfen.

Vielleicht hilft Dir auch zum Abschluss der Hinweise auf die Sicherheitshinweise aus dem Flugzeug: Setze zuerst Deine Sauerstoffmaske auf, bevor Du Anderen hilfst.

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Quelle:
Feuerwehrfrau – Hilary Clark / Pixabay
Frau/Bleistift – Jan Vašek / Pixabay
Bild Kaffee/Buch – Sofia Iivarinen / Pixabay
Stop – ndemello / Pixabay

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