von Melli Hinz
Inhalt
Was verstehen wir unter dem Selbstwert?
Die Verbindung von Selbstwert und Resilienz
Wo kommt unser Selbstwert eigentlich her?
Das Selbstwertgefühl in Krisenzeiten
Wie kann ich mein Selbstwertgefühl steigern?
Was verstehen wir unter dem Selbstwert?
Der Selbstwert bezeichnet die Wertschätzung und das Vertrauen, das man in sich selbst hat. Es handelt sich dabei um die subjektive Beurteilung des Wertes der eigenen Person und um die Gefühle, zum Beispiel der Zuneigung oder Abneigung, die man gegenüber sich selbst empfindet. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist wichtig für die mentale Gesundheit, denn es kann zu einem glücklichen Leben beitragen, indem negative Folgen eines geringen Selbstwertgefühls, wie zum Beispiel Selbstzweifel, Unsicherheit und Angst, vermieden werden.
Wie stark der Selbstwert einer Person ausgeprägt ist, lässt sich laut Forschenden durch Fragebögen, Interviews und Verhaltensbeobachtung herausfinden.
Es gibt außerdem einige Anzeichen, die darauf hinweisen, dass man selbst mit einem guten Selbstwertgefühl ausgestattet ist. Dazu gehört unter anderem das Wissen, dass der eigene Selbstwert nicht von äußeren Faktoren, wie Erfolg oder Ansehen, abhängig ist, sondern von einem selbst kommt. Personen mit einem starken Selbstwertgefühl verfügen über ein tiefes Verständnis und über einen hohen Respekt gegenüber sich selbst.
Die Verbindung von Selbstwert und Resilienz
Der Selbstwert steht eng mit der eigenen Resilienz in Verbindung, da sich ein gutes Selbstwertgefühl positiv auf die psychische Widerstandsfähigkeit auswirken kann. Dies zeigt sich besonders in herausfordernden Situationen, wobei der Selbstwert hilfreich dabei ist sich zu vertrauen und an die eigenen Fähigkeiten zu glauben. Die durch das Resilienz Training wiederentdeckten und neu erlangten Ressourcen stärken das eigene Selbstwertgefühl: Wie zum Beispiel die Resilienz Säule Selbstmitgefühl, bei der es darum geht, wohlwollend und liebevoll mit sich selbst umzugehen. „Das Ziel sich selbst ein guter Freund zu sein, das vereint den Selbstwert und die Resilienz“.
Ähnlich wie beim Resilienz-Konzept gibt es auch beim Selbstwert verschiedene Säulen:
- Selbstakzeptanz- Ich nehme mich so an, wie ich bin. Unabhängig von äußeren Einflüssen schätze ich mich wert.
- Selbstvertrauen- Ich erkenne meine eigenen Fähigkeiten und Leistungen an, weiß wann ich etwas durchhalten möchte oder etwas sein lasse.
- Soziale Kompetenz- Ich kann in verschiedenen Situationen sicher und flexibel agieren und bin in der Lage Nähe und Distanz mir gegenüber zu regulieren.
- Soziales Netz- Ich bin eingebunden in soziale Beziehungen, habe Freunde oder Partnerschaften und weiß, dass ich wichtig für andere bin.
Besonders auffällig ist die Verbindung im Hinblick auf die Netzwerkorientierung, bei der es darum geht, sich bewusst zu machen, in welches soziale Netzwerk man eingebunden ist. Dabei stellt man sich verschiedene Fragen:
- Welche Personen gehören zu meinem persönlichen Beziehungsnetzwerk?
- Wie nah stehen mir diese Personen? Wer gehört zum Inneren und wer zum Äußeren Kreis?
- Geben oder ziehen die Personen mir Energie?
- Möchte ich mein Netzwerk vergrößern?
Der eigene Selbstwert kann durch Übungen und Training gezielt gestärkt werden. Das ist wichtig, weil man mit (fast) keinem anderen Menschen eine so lange und intensive Beziehung führt wie mit sich selbst. Es geht darum die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Ziele zu kennen und zu achten. Doch zunächst stellt sich dabei die Frage:
Wo kommt unser Selbstwert eigentlich her?
Grundsätzlich sagt schon der Name aus, dass der Selbstwert aus einem selbst, also dem eigenen Inneren, kommt. Dennoch sind verschiedene Quellen unseres alltäglichen Lebens für unseren Selbstwert von Bedeutung. Viele Menschen ziehen Ihren Selbstwert aus dem Erfolg im Beruf, den Beziehungen oder Interessen, für die sie sich engagieren z.B. im Ehrenamt. Dabei besteht die Gefahr, dass es zu Misserfolgen oder Hindernissen kommt, die den Selbstwert negativ beeinträchtigen können. Deshalb ist es wichtig seinen Wert nicht nur an äußeren Erfolgen festzumachen, sondern auch an den eigenen Fähigkeiten und den Inneren Wertvorstellungen. Unser Selbstwert ist geprägt durch die Erfahrungen, die wir bisher in unserem Leben gemacht haben und somit ein Teil unserer Persönlichkeit.
Das Selbstwertgefühl in Krisenzeiten
Wenn man das Gefühl hat, dass im Leben gerade „alles glatt“ läuft, dann ist das ein Hinweis darauf, dass es dem eigenen Selbstwert gut geht. Leider ist das nicht immer so:
„Mein Selbstwertgefühl verlor ich nahezu, als ich in jungen Jahren schwer erkrankte. Ich habe mit 25 Jahren plötzlich einen Rentenantrag stellen müssen und war nicht mehr arbeitsfähig. Auch alle meine sozialen Rollen konnte ich nur schlecht bis gar nicht bedienen. Ich fühlte mich hilflos ausgeliefert, als eine Belastung für meine Umwelt, meine Ziele im Leben waren nicht mehr erreichbar. Ein totaler Ausfall aus allem, was ich für meine Realität hielt und die mein Selbstwertgefühl bis dahin genährt hatten.“
Der Verlust des Selbstwertgefühls kann unter anderem bei Erkrankungen wie Depressionen auftreten und ist für die Betroffenen oft schwer auszuhalten. Doch auch diese schweren Zeiten können vorübergehen.
„Ich musste mich zunächst „neu“ erfinden und Kraftquellen suchen. Dabei haben mich vor allem meine Freunde und Familie unterstützt. Ich habe langsam angefangen, mich an mein neues Leben anzupassen. Immer nach Wegen gesucht, wie ich trotzdem an meine (auch veränderten und angepassten) Ziele komme. Ich habe gelernt, dass „Leistung“ für mich keine Einheit für Wert mehr ist. Ich habe angefangen, mich neu kennenzulernen und mich zu lieben-so wie ich jetzt bis und nicht wie ich es mir vorstellte oder wie ich vor der Krankheit war.“
Wie kann ich mein Selbstwertgefühl steigern?
Um dein Selbstwertgefühl zu steigern, gibt es verschiedene Übungen, die du in deinen Alltag integrieren kannst. Dabei ist es besonders wichtig zu wissen, dass es sich im Training um einen Prozess handelt, der von regelmäßigen Wiederholungen lebt.
Affirmationen
Eine Übung zum Selbstwert sind positive Affirmationen. Dabei handelt es sich um kurze, prägnante Sätze, die man sich für den Tag überlegt und über den Tag verteilt immer wieder laut ausspricht. Dein Satz könnte lauten:
„Ich bin stark.“
„Ich bin nicht allein.“
oder auch: „Ich vertraue auf mich.“
Diese Affirmationen kannst du außerdem auf einen Zettel schreiben und sie bei dir zuhause aufhängen. Wenn du wieder daran vorbeikommst, wirst du automatisch an deine Affirmation für den Tag erinnert.
Die Selbstfürsorge ist ein weiteres Instrument für einen besseren Selbstwert. Dabei geht es darum, bewusst Zeit in das eigene physische und psychische Wohlbefinden zu investieren. Selbstfürsorge sieht bei jedem Menschen anders aus- vielleicht ist es bei dir ein Leseabend in der Badewanne oder der langersehnte Besuch beim Friseur.
Das Wohlfühl-ABC
Eine weitere Übung, die sich mit dem Bereich der Selbstfürsorge beschäftigt ist das Wohlfühl-ABC. Dabei schreibt man die Buchstaben des Alphabets von A-Z auf ein Blatt Papier und versucht zu jedem Buchstaben eine Aktivität zu finden, die einem Freude bereitet, einen entspannt oder einem Kraft gibt, z.B. A wie Achtsamkeitsübungen, B wie Ballett …
Diese Liste kann nach belieben ergänzt werden, sodass nach und nach eine große Sammlung entsteht, die dir an herausfordernden Tagen helfen kann, etwas zu machen, was dich stärkt. So kannst du auf einen Blick sehen, was dir guttut. Gleichzeitig wird durch die regelmäßige Anwendung der dort festgehaltenen Übungen dein Selbstwertgefühl gestärkt, weil du in die Selbstwirksamkeit kommst: Ich kann mir selbst helfen und habe die Ressourcen dazu mich an herausfordernden Tagen um mich zu kümmern. Diese positive Grundhaltung gegenüber sich selbst ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem guten Selbstwertgefühl. Wie wäre es also, wenn du gleich loslegst und dein eigenes Wohlfühl-ABC erstellst?
Quellen:
https://www.westpfalz-klinikum.de/psyso/hilfen/tipps-und-strategien/selbstwert
Bilder von Pixabay von folgenden Künstler*innen: ElisaRiva, Eva Michalkova und Sweetlouise
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