Was ist Resilienzforschung?
Die Resilienzforschung beschäftigt sich mit der Erforschung der Resilienz und den Resilienzfaktoren.
Seit vielen Jahrzehnten beschäftigen sich Wissenschaftler*innen mit der Frage, was unsere Resilienz ausmacht und welche Faktoren dazu beitragen.
Seit wann wird Resilienz erforscht?
Etwa vor 100 Jahren begann die Forschung, sich mit dem Thema Resilienz und auch schon mit dem Thema resilienzfördernde Führung im Arbeitskontext zu beschäftigen.
Die erste Erwähnung des Begriffes Resilienz wird Jack Block zugeschrieben. Die Arbeit des Psychologen beschäftigte sich mit Kindern, bei denen er die Ego-Kontrolle und die Ego-Resilienz als 7-Jährige analysierte. „Hoch-Ego-Resiliente Kinder wurden […] als empathischer, fähiger mit Stress umzugehen, intelligenter und emotional situationsangepasster, als sich selbst akzeptierend, Neuigkeiten suchend, kompetent, kreativ und weniger ängstlich beschrieben. Diese Kinder waren auch weniger in Konflikte verwickelt, misstrauten weniger und benötigten seltener Rückversicherungen.“ (1)
Welche Forschung zu Resilienz gibt es?
Ein kurzer Überblick über relevante Eckpunkte der Resilienzforschung:
(aus: Drath, Karsten; Resilienz in der Unternehmensführung – inkl. Arbeitshilfen, Haufe 2. Auflage 2016):
Name | Beitrag zur Resilienzforschung | Beginn |
Lewis Terman | Längsschnittstudie zum Verständnis verschiedener Faktoren auf die Lebenserwartung | 1921 |
Hans Selye | Erstmalige Beschreibung der grundlegenden körperlichen Abläufe bei „Stress“ | 1936 |
Viktor Frankl | Arbeit mit Suizid-Patienten, Erfahrungen aus dem eigenen Überleben von Konzentrationslagern | 1946 |
Jack Block | Prägung des Begriffes „Ego Resilience“ (Ego-Resilienz s.o.) | 1950 |
Emmy Werner | Langzeituntersuchung an Kindern aus schwierigen Familien auf Hawaii | 1955 |
Maurice Wanderpol | Erfahrungen und Rückschlüsse aus dem eigenen Überleben von Konzentrationslagern | 1965 |
Michael Rutter | Einflüsse von Erziehung, Umfeld, Genetik u.a. auf Resilienz | 1972 |
Norman Garmezy | Untersuchung an gesunden Kindern schizophrener Eltern | 1974 |
Robert Ader | Nachweis des Zusammenhangs zwischen Resilienz und Immunsystem | 1975 |
Friedrich Lösel | Untersuchungen an jugendlichen Straftätern zur Risiko- und Schutzfaktoren | 1975 |
Aaron Antonovsky | Zusammenhang zwischen Gesundheit, Stress und Bewältigungsmechanismen -> Salutogenese | 1979 |
Jon Kabat-Zinn | Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit und Stressresistenz | 1979 |
Jim Collins | Erweiterung des Resilienzkonzeptes auf Organisationen | 1994 |
Al Siebert | Anwendung des Resilienzkonzeptes im Unternehmensumfeld | 2001 |
Heike Bruch | Erweiterung des Resilienzkonzeptes um das Konstrukt der Organisationalen Energie | 2003 |
Klaus Grawe | Erweiterung des Resilienzkonzeptes um neurologische Grundbedürfnisse | 2004 |
David Rock | Erweiterung des Resilienzkonzeptes um Erkenntnisse der Neurobiologie zum Thema Führung | 2008 |
Wie ist der aktuelle Forschungsstand zu Resilienz?
In den letzten Jahren wird Resilienz vor allem als Ergebnis am Ende eines Prozesses verstanden, bspw. eines Anpassungs- oder eines Wachstungsprozesses.
Unsere Resilienz ist das Ergebnis des Zusammenspiels einer Vielzahl von (neuro-)biologischen, psychologischen und sozialen Ressourcen (den sog. Resilienzfaktoren).
Resilienz wird nicht als Zustand begriffen, sondern beinhaltet einen prozesshaften Charakter. Menschen verändern ihre Ressourcen, Einstellungen, Ansichten, Glaubenssätze und Bewältigungsmechanismen im Verlauf einer Krise und bauen so ihre Schutzfaktoren für neuerliche Krisen aus.
(1) https://link.springer.com/article/10.1007/s11620-020-00524-6
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