Der Dachverband EX-IN Deutschland e.V. kümmert sich um Qualifikation, Anerkennung und Einsatz von „Experten durch Erfahrung“ im psychiatrischen Umfeld. EX-IN steht für „Experienced Involvement“, d.h. „Einbeziehung Erfahrener“.
Der 2010 gegründete Verein EX-IN Deutschland e.V. unterteilt sich in verschiedene Landesverbände. Nicht alle Bundesländer haben einen Landesverband. Die Landesverbände entsenden Sprecher*innen zu Austauschtreffen, in denen Strategien und Projekte geplant und durchgeführt werden.
Wie entstand das EX-IN-Programm?
EX-IN startete 2005 als europäisches Projekt mit Teilnehmenden mehrerer europäischer Staaten, so z.B. Norwegen, Schweden, Niederlande, England, Slowenien und Deutschland. Mit vertreten waren neben Betroffenen auch Angehörige und Fachkräfte wie bspw. Ärzt*innen. Den Teilnehmenden war es wichtig, dass der Erfarungsschatz, den psychiatrieerfahrene Menschen auf Grund ihrer Geschichte aufgebaut hatten, in die Behandlung im psychiatrischen Hilfesystem integriert wird. Im ersten Schritt wurde überlegt, wie eine Einbeziehung von Erfahrenen Menschen geschehen könne. Es wurde bis 2007 eine Schulung konzipiert und ein Curriculum mit Themenbereichen festgelegt.
Wie läuft ein EX-IN-Kurs ab?
Der Kurs dauert 12 Monate und Module finden etwa an einem Wochenende pro Monat statt. An 3 Tagen wird jeweils ein einzelnes Modul angeboten.
Im Curriculum finden sich folgende Themen:
Im ersten Semester werden folgende Module durchgeführt:
- Empowerment
- Salutogenese
- Recovery
- Erfahrung und Teilhabe
- Trialog
Im zweiten Semester sind die folgenden Module:
- Selbsterforschung
- Fürsprache
- Begleiten und Unterstützen
- Assessment
- Krisenintervention
- Lernen und Lehren
- Abschluss
Zur Schulung gehören zwei Praktika: das erste Praktikum soll 40 Stunden dauern und dient dazu, dass derdie Praktikant*in feststellt, ob Genesungsbegleitung wirklich etwas ist, das zu ihm*ihr passt:
- Wie erlebe ich die Diskrepanz, dass ich weder Patient*in noch Fachkraft durch Lehre bin?
- Kann ich mir vorstellen, dass eine längere Zeit zu machen?
Das zweite Praktikum dauert mindestens 80 Stunden und dient dazu seine eigene Arbeit zu gestalten und ein erstes Projekt durchzuführen.
An manchen Ausbildungsstandorten gibt es Besonderheiten: In Hamburg gehört es bspw. zur Schulung, an einer Universität mit der gesamten Gruppe einen Vortrag zu gestalten.
Während des Kurses schreibt jede*r Teilnehmer*in ein sog. Portfolio. Anhand dieses Portfolios können die Trainer*innen ersehen, wie sich die Teilnehmenden während des Kurses entwickelt haben. In dieses Portfolio gehören Antworten auf Fragen wie:
- Wie bin habe ich meine Krise erlebt?
- Wie bin ich aus der Krise herausgekommen?
- Was macht mich persönlich aus?
Aber auch Antworten auf die Frage:
- Wie habe ich mich während des Kurses entwickelt? bzw. Was kann ich mir vorstellen als Genesungsbegleiter*in zu tun?
Um an der Schulung teilnehmen zu können, gibt es Mindestvoraussetzungen. Dazu gehören eine gewisse psychische Stabilität, die Fähigkeit sich an den drei Tagen an den Modulen zu beteiligen und die Fähigkeit der Selbstreflektion. Module, an denen jemand nicht teilnehmen konnte, können in einem späteren Kurs nachgeholt werden. Die Finanzierung des Kurses sollte ebenfalls sichergestellt sein.
Wie kann eine Kursteilnahme finanziert werden?
Die Finanzierung des EX-IN-Kurses ist nicht bundesweit geregelt. Oftmals wird der Kurs nicht als Wiedereingliederungsmaßnahme gesehen. Oder es bestehen seitens der möglichen Geldgeber Zweifel, ob der Kurs zur persönlichen Genesung beitragen kann. Oftmals herrscht seitens der möglichen Teilnehmenden Unsicherheit, nach welchem Gesetz eine finanzielle Unterstützung möglich ist. Ist es das SGB V oder das SGB XII?
In seltenen Fällen wird der Kurs von der Agentur für Arbeit oder der Rentenversicherung finanziert. Eine gute Möglichkeit der Finanzierung bietet die Dorothea-Buck-Stiftung.
Erste Anlaufstelle sollte jedenfalls immer der Träger sein, bei dem Kurs-Interessenten angegliedert sind. In vielen Fällen kann die Finanzierung über die Eingliederungshilfe geschehen.
Dazu weiterlesen in unserem Blog:
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