von Mariella Hinz
Du hast ein Problem, bei dem dir nicht direkt eine Lösung einfällt? Dann probiere es doch einmal mit der Kopfstand-Methode. Wie das geht erklärt Erfahrungsexpertin Mariella Hinz in diesem neuen Blog-Artikel zum Thema Lösungsorientierung.
Inhalt:
Was bedeutet Lösungsorientierung?
Wofür brauche ich Lösungsorientierung?
Was kann mir helfen mein Problem zu lösen?
Wie wende ich die „Kopfstand-Methode“ an?
Was kann ich tun, wenn ich trotz meiner Anstrengungen mit dem Ergebnis unzufrieden bin?
Was bedeutet Lösungsorientierung?
Die Lösungsorientierung ist eine der sieben Säulen unserer Resilienz- der psychischen Widerstandsfähigkeit. Beschrieben wird damit die Fähigkeit, auftretende Probleme auf unterschiedliche Weise lösen zu können. Beim sogenannten lösungsorientierten Denken sind dabei alle Gedanken auf die Lösung des Problems ausgerichtet, ohne dass man sich zum Beispiel damit beschäftigt, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Dadurch lenken wir unsere Achtsamkeit bewusst auf die Dinge die „gehen“ und sehen dadurch mehr Chancen und Alternativen.
Menschen, die besonders lösungsorientiert sind, verfügen oft über Eigenschaften wie Selbstvertrauen, Offenheit und Ausdauer. Wenn etwas nicht gleich gelingt sind sie in der Lage Neues auszuprobieren und positiv zu bleiben.
Lösungsorientierung bedeutet für mich verschiedene Wege zu meinem Ziel zu sehen: Ich schaue mir das Problem und meine Lösungsideen an und entscheide dann, welche Strategie ich verfolge. Wenn ein Weg nicht funktioniert, dann versuche ich einen anderen!
Wofür brauche ich Lösungsorientierung?
Lösungsorientierung brauchen wir oft in unserem Alltag, wenn wir uns Problemen und Herausforderungen gegenübersehen. Dabei müssen es nicht immer die großen Lebensthemen sein, die unsere Lösungsorientierung fordern. Wenn du zum Beispiel am Sonntag einen Kuchen backen möchtest und dabei bemerkst, dass dir wichtige Zutaten fehlen, dann ist das ein guter Moment deine Lösungsorientierung einzusetzen: Wie kannst du es schaffen, die restlichen Zutaten zu besorgen?
Denke dabei zum Beispiel an dein Netzwerk: Wen kennst du, der dir vielleicht aushelfen kann? Vielleicht beginnst du auch zu experimentieren und erfindest ein neues Rezept, welches ohne die fehlenden Zutaten auskommt. In unserem Alltag stoßen wir auf viele dieser kleinen Momente, die sich gut eignen die eigene Lösungsorientierung zu trainieren- probiere es bei der nächsten Gelegenheit mal aus! Beobachte dich und finde heraus, wie du an das Lösen von Problemen herangehst.
Neben dem privaten Bereich wird Lösungsorientierung zudem in vielen Berufen gebraucht, wenn es beispielsweise darum geht im Team gemeinsame Ziele oder Vorgaben zu erreichen und Probleme zu bewältigen. Kenntnisse über Lösungsorientierung können demnach auch bei Bewerbungsverfahren oder Gehaltsverhandlungen hilfreich sein.
Was kann mir helfen mein Problem zu lösen?
Die Lösungsorientierung bietet viele unterschiedliche Ansätze sich mit einem Problem oder einer Herausforderung zu beschäftigen. Eine Möglichkeit sich einer Herausforderung zu nähern sind die Lösungsorientierten Fragen. Sie helfen unter anderem bei der Aufdeckung der eigenen Ressourcen und ermöglichen es das Problem aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Du kannst dich fragen:
- Was habe ich bereits unternommen, um das Problem zu lösen?
- Habe ich so ein ähnliches Problem schon einmal gehabt? Wenn ja, was hat mir damals geholfen es zu lösen? Was ist mir dabei gut gelungen?
- Welche meiner Stärken und Fähigkeiten können jetzt besonders hilfreich sein?
Oft ist es außerdem hilfreich das eigene Netzwerk mit einzubeziehen. Der Blick „von Außen“ ermöglicht häufig neue Wege und Herangehensweisen. Überlege beispielsweise was eine Freund*in oder Kolleg*in in dieser Situation tun würde oder was dir eine bestimmte Person raten würde.
Neben diesem Perspektivwechsel bietet sich zudem die sogenannte „Kopfstand-Methode“ an.
Wie wende ich die „Kopfstand-Methode“ an?
Bei der Kopfstand-Methode geht es darum das Problem aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dabei geht man in zwei Schritten vor: Zunächst beginnt man damit sich zu fragen „Was müsste ich tun, um das Problem zu verschlimmern?“ Versuche möglichst viele verschiedene Ideen zu sammeln, wie du dein Problem garantiert nicht lösen kannst. Eventuell fallen dir sogar Dinge ein, die die Situation verschlimmern würde. Diese kannst du dir notieren, um dann zum nächsten Schritt überzugehen. Versuche im zweiten Schritt deine gesammelten Ideen ins Positive umzukehren.
Kehren wir gedanklich zum Kuchen zurück. Wenn dir aufgefallen ist, dass es nicht helfen würde zu einem Supermarkt zu fahren und vor einer geschlossenen Tür zu stehen, dann überlege, ob es vielleicht in der Nähe Geschäfte gibt, die auch am Sonntag geöffnet haben. Möglicherweise gibt es in deiner Nähe einen verkaufsoffenen Sonntag oder einen Kurort/Erholungsgebiet, an dem die Läden auch am Wochenende geöffnet sein dürfen.
Die Kopfstand-Methode finde ich besonders deshalb sehr hilfreich, weil sie so ungewöhnlich ist. Ein Problem zu lösen, indem man versucht es „nicht zu lösen“ ist ein für mich neuer Ansatz gewesen.
Diese Methode eignet sich ebenfalls für Teams, die gemeinsam an einem Problem arbeiten. Hierbei kann es hilfreich sein vorab zeitlich zu begrenzen, wie lange die einzelnen Phasen des „Kopfstandes“ dauern sollen.
Was kann ich tun, wenn ich trotz meiner Anstrengungen mit dem Ergebnis unzufrieden bin?
Auch beim lösungsorientierten Arbeiten kann es passieren, dass manche Dinge anders laufen als geplant. Eventuell bist du trotz guter Planung mit dem Endergebnis nicht zufrieden. Doch du kannst lernen auch aus dieser Situation etwas Positives zu ziehen. Zunächst ist es vielleicht gut etwas Abstand zu dem Problem und der Situation zu nehmen (wenn möglich), um in Ruhe das Gewesene zu reflektieren. Hierbei spielt auch die Resilienz Säule der Akzeptanz eine wichtige Rolle, versuche dir zu sagen:
„So ist es jetzt gewesen. Ich nehme die Situation an, wie sie ist und konzentriere mich auf die Chance, es beim nächsten Mal anders zu machen.“
Versuche auch in schwierigen Situationen wohlwollend und selbstfürsorglich mit dir umzugehen. Was brauchst du in diesem Moment? Was kann dir helfen wieder in deine Kraft zu kommen? Gerade wenn uns etwas belastet und wir vielleicht auch ein Problem nicht zu unserer Zufriedenheit bewältigen konnten, ist Selbstfürsorge wichtig.
Anschließend kannst du dir notieren, welche Schwierigkeiten es bei der Problemlösung gab und was du beim nächsten Mal anders machen möchtest. Damit erweiterst du deinen Erfahrungsschatz und du kannst später wieder darauf zurückgreifen. Gleichzeitig schützt du dich davor ähnliche Fehler erneut zu machen und stärkst somit deine Lösungsorientierung.
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Mariella ist Resilienz- und GSK-Trainerin aus Schleswig-Holstein.