Nicht für alle ist Weihnachten die besinnliche, schöne, gemütliche Zeit in Familie, wie es gemeinhin in den Medien dargestellt wird. Viele empfinden die (Vor-)Weihnachtszeit als stressig.
Die Erfahrungsexpertinnen Melli und Mariella sind Mutter und Tochter, beide sind Resilienz-Trainerinnen, die durch ‚die erfahrungsexpert*innen‘ ausgebildet wurden.
Bei unserem ersten Netzwerktreffen für RASMUS-Trainer*innen erzählten sie von ihrem Umgang mit Weihnachten. Wir fanden ihren Ansatz dazu großartig und haben deswegen ein Interview mit den beiden geführt. Lest selbst, wie die beiden und ihre Familie einen achtsamen Umgang mit Weihnachten gefunden haben – vielleicht ist dies zum Start in die Adventszeit eine Inspiration für Euer achtsames Weihnachten 2022!
Interview zur Achtsamkeit & Weihnachten
Frage: Melli, Du hast Dich als Kursleiterin für unser Resilienztraining ausbilden lassen? Wie war das für Dich?
Melli: Für mich war das eine tolle Erfahrung. Ich war auf der Suche nach Möglichkeiten, mich weiter zu entwickeln und bin wirklich dankbar, für die Menschen, die ich getroffen und die Methoden, die ich gelernt habe. Mich hat das bereichert und ich habe viel Spaß daran, diese Freude zu teilen, indem ich heute Resilienzkurse geben kann.
Frage: Und hast Du das neue Wissen gleich in der Familie ausprobiert?
Melli:Ja. Wir haben zusammen nach dem Frühstück Achtsamkeitsübungen gemacht und uns dann darüber unterhalten. Das war sehr spannend. So kamen wir ins Gespräch und waren uns automatisch „näher“ durch den Austausch.
Frage: Mariella, Du hast Dich dann auch zur Trainerin ausbilden lassen – was waren Deine Gründe?
Mariella:Ich wurde durch meine Mutter auf die erfahrungsexpert*innen aufmerksam und habe damals mitbekommen,wie sie ihre Ausbildung zur Resilientztrainerin gemacht hat. Dadurch wurde ich neugierig und habe mich dazu entschlossen, ebenfalls die Ausbildung zu absolvieren.
Die Idee, irgendwann gemeinsam mit meiner Mutter arbeiten zu können, hat ebenso eine Rolle gespielt wie mein Berufswunsch: Ich möchte gerne Sozialpädagogik studieren und wollte die Chance nutzen, bereits vor Beginn des Studiums in meiner Arbeit mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen und Erfahrungen zu sammeln.
Frage: Der erste Advent steht vor der Tür. Weihnachten hat für Euch und Eure Familie eine besondere Bedeutung. Wie feiert ihr dieses Jahr Weihnachten?
Melli: Wir gehen das ganz gemütlich an.
Mariella: Am 23.12. schmücken wir gemeinsam den Baum. Und am 24.12. frühstücken wir zusammen und singen Weihnachtslieder. Hauptsache ein wenig schief muss es sein, sonst fehlt was. Und dann holen wir nacheinander immer ein Geschenk unter dem Baum hervor und schauen zu, wie der Beschenkte es auspackt.
Frage: Das war nicht immer so – wie war Weihnachten bei Euch in der Familie früher?
Melli: Für mich war es als Kind so, dass wir immer erst zu Hause Bescherung gemacht haben. Dann ging es zu den Großeltern zum Essen mit der nächsten Bescherung. Und abends zu den anderen Großeltern – und dort gab es ebenfalls wieder eine Bescherung.
Als ich älter wurde und selbst eine Familie hatte, wurde es stressig – denn da gab es dann ja auch Eltern und Großeltern, die zusammen feiern wollten. Zusätzlich habe ich drei Patenkinder und als es dann auf acht Bescherungen an einem Tag hinaus lief, habe ich „Stopp“ gesagt.
Frage: Das hört sich stressig an – wie seid ihr damit umgegangen?
Melli: Wir mussten erstmal herausfinden, was wir eigentlich wollten. Und nicht das, was es an Erwartungen gab, einfach ungefragt erfüllen.
Das war nicht so leicht. Wir haben miteinander geredet und festgestellt, dass wir uns Weihnachten erstmal langsam nähern.
Mariella: Das erste Jahr gab es zum Beispiel keinen Baum. Im nächsten Jahr dann einen zur „Probe“ – einen kleinen schiefen, der war damals genau richtig für uns zum “dran gewöhnen”.
Wir haben auch die Geschenke einfach schon mal vor Weihnachten verschenkt und geöffnet. Das passiert auch heute immer noch mit dem Satz: „Ja, ist denn heute schon wieder Weihnachten?!“
Melli: Wir probieren immer wieder aus, was sich gut angefühlt. Im ersten Jahr lagen zum Beispiel auch nach Weihnachten noch einige Geschenke ungeöffnet unterm Baum. Wir machen gerade immer so viel, wie es stimmig ist.
Wir haben uns Zeit genommen und verschiedene Dinge ausprobiert und passen nun jedes Jahr das Fest an unsere Bedürfnisse an.
Frage: Das hört sich toll und sehr achtsam an! Was würdet ihr anderen Menschen empfehlen, die Weihnachten als eine herausfordernde und stressige Zeit sehen?
Mariella: Schaut Euch an, was ihr selber machen möchtet. Verbiegt Euch nicht nach den Erwartungen anderer.
Melli: Oft ist authentisch sein das Schönste, was man sich selbst schenken kann.
Danke, dass ihr Euch die Zeit genommen habt, uns Eure Geschichte zu erzählen. Genießt die Adventszeit und Euer Weihnachten!
Bildquellen:
Titelbild Hintergrund: Daria-Yakovleva / Pixabay
Portrait: Melli & Mariella
ERNA Erfahrungsexpert*innen Resilienz-Netzwerk & Austausch ist eine Plattform, auf der haupt- oder nebenberuflich selbständige Erfahrungsexpert*innen gemeinsam ihre Angebote vorstellen und sich vernetzen.
Schade das es ein Interview von Menschen war die in einer Familie eingebettet sind. Da ich selbst, u. andere Borderliner ohne Familie sind. Deswegen fühle ich mich von diesem Interview nicht angesprochen.
Liebe Yvonne, schade, dass das Interview Dich nicht anspricht. Wir freuen uns auf jeden Fall über Dein Feedback und nehmen es als Anregung für die nächsten Artikel & Interviews mit! Viele Grüße, die erfahrungsexpert*innen
Ich mag das Interview, auch wenn ich nicht in einer traditionellen Familienform lebe. Meine Tochter und ich sind auch sehr achtsam in dieser Zeit und hören auf unsere Bedürfnisse. Darum gefallen mir die letzten beiden Sätze am besten. Verbiegt euch nicht wegen anderen und bleibt authentisch…. Genau das ist ein gutes Rezept für stressarme Weihnachten und ein ein resilienteres Leben.
Liebe Grüße